Eines der wohl unsäglichsten Wörter in der deutschen Sprache ist der Begriff „Rabenmutter“ – Dabei wissen mittlerweile bestimmt alle, dass Raben keine schlechten Eltern sind und es diesen abwertenden Begriff für berufstätige Mütter nur in Deutschland gibt. Warum ihn also weiter pflegen?
Rabenmutter vs. Supermami
Als Rabenmütter werden noch heute Frauen bezeichnet, die trotz der Geburt eines Kindes weiterhin berufstätig sind. Vor allem, wenn es ja „eigentlich gar nicht nötig wäre“, da das anderen Elternteil genug verdient, stößt eine Frau, die sich mit der unbezahlten Vollmutterstelle nicht begnügen will, auf Unverständnis.
Doch warum ist das in Deutschland so, wo in anderen EU Ländern wie Schweden, Frankreich oder Spanien eine Fremdbetreuung von Kindern im Kleinkind- und Babyalter ganz normal ist?
Klar, die Überwindung des patriarchalen Systems ist nicht in 10, 20 oder 30 Jahren zu vollziehen. Extrem untermauert wird dieses Bild von der Rabenmutter jedoch durch die Politik. Stichwort Ehegattensplittig, für das Deutschland nun schon mehrfach von der EU ermahnt wurde.
Leben Vater und Mutter verheiratet miteinander, wird das Gesamteinkommen am Jahresende durch 2 geteilt, bevor es versteuert wird. Und da Frauen leider in vielen Berufen noch immer weniger verdienen als Männer, ist der Steuervorteil natürlich größer, wenn sie kein eigenes Einkommen haben. „Und was der Gesetzgeber unterstützt, muss ja nun mal so seine Richtigkeit haben“, ziehen Max und Marlies Mutermann als Schlussfolgerung daraus.
Vergessen wird dabei nicht nur, dass Familien nicht ausschließlich aus heterosexuellen Ehepaaren bestehen oder dass die Kindererziehung auch dann meist an der Frau hängen bleibt, wenn der Partner sich trennt und somit auch nicht mehr für das Einkommen sorgt, sondern dass eben nicht jede Frau Lust daran hat 12-14 Stunden am Tag auf dem Boden zu hocken und Bauklötzchen zu stapeln, Fäkalien aufzuwischen oder Nachtschichten zu schieben, auch wenn das Baby von ganzem Herzen geliebt wird.
Gerade bei Supermamis, die ihre Kids von Kinderyoga bis zur Baby-Modenschau schleppen, fragt man sich manchmal dann schon, ob das wirklich zum Wohl des Kinder veranstaltet wird oder die Mutter sich einfach nur langweilt. Da liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Neid auf die Karrieremamas handelt. Die eine Krähe hackt der anderen leider mit Freude ein Auge aus.
Supermami = Lästerschwester?
Zumindest bringen die Supermami-Lästerschwestern ihrer Kritik an die Rabeneltern gleichberechtigt hervor. Während die Mutter, die weiter arbeitet, ihren Nachwuchs vernachlässigt (Statistiken aus den oben genannten Ländern belegen übrigens, dass die Kinder durch Fremdbetreuung keinen Nachteil davon tragen), kriegen auch Väter, die Elternzeit nehmen, ihr Fett weg: Sie haben gar keine Ahnung von Fläschchen, halten die Kinder immer falsch und sind auf Spielplätzen die potenziellen Vergewaltiger.
Die heilige Kuh wünscht eben keine Götter neben sich.