Studenten sind faule Chaoten und feiern ständig statt mal was Richtiges zu tun, z.B. arbeiten. So oder so ähnlich denkt anscheinend manch einer. Auch wenn diese Einschätzung nicht immer verbal geäußert wird, lässt sie sich durchaus des öfteren an den Reaktionen des Gegenüber erkennen.
So habe ich mich denn nun geoutet: Ja, auch ich war mal Student. Tatsächlich war auch ich manches Mal faul, chaotisch oder habe mit dem Feiern und Trinken übertrieben, so dass die Seminare am Vormittag auch mal ausfielen. Wenn just an diesem Morgen der Postbote um 11 Uhr klingelte und man verkatert und verlottert öffnete, konnte man sich des abschätzigen Blickes sicher sein und des sich anschließenden Gedankens: Typisch Student! Auch in diesem Fall war wieder einmal die Verallgemeinerung des Klischees bester Freund.
Selbst bei gelegentlichen Kneipenbesuchen unter der Woche – ganz legitim, wenn man am nächsten Tag keine Veranstaltungen zu besuchen hat, sondern vielleicht nur für ein paar Stunden in die Bibliothek will – schienen die anderen Besucher, die spätestens um Mitternacht aufbrachen, weil sie am nächsten Tag arbeiten mussten, oder der Taxifahrer, der einen schließlich um 4 Uhr zu Hause absetzte, sagen zu wollen: Das können nur Studenten sein, wenn die bis in die Puppen saufen.
Vorurteil und Aufklärung – wirklich typisch Student?
Nur: wer weiß denn schon, dass man als Student eben nicht zwangsläufig einen geregelten Tagesablauf hat? Dass man die Zeit zu Hause auch zum Arbeiten nutzt, zum lesen, lernen, schreiben nämlich? Dass man auch mal die Nacht durcharbeitet? Dass die Nerven in Prüfungsphasen bis zum Reißen angespannt sind? Dass auch Lernen und Studieren harte Arbeit ist? Dass auch Studenten nur Menschen sind?