Wir hassen Juden. Wir hassen Ausländer. Hitler ist unser großes Vorbild und wir lieben ihn immer noch. Krieg ist prima und wir würden heutzutage, wenn wir dürften, jederzeit wieder Juden töten.
Das ist das gängige und supertraurige Klischee, das vor allem unter Jugendlichen im Ausland über Deutsche herrscht. Rassismus, Nationalsozialismus – typisch Deutsch halt.
Dennis Gansels neuer Film „Die Welle“ beschäftigt sich mit dieser Thematik. „Wir Deutschen“ distanzieren uns heute gerne von den Geschehnissen im Dritten Reich. Das könne heute nicht mehr passieren, wir sind viel zu aufgeklärt. Denken in Gansels Film auch die Schüler einer recht gut betuchten Kleinstadt. Lehrer Wenge (Jürgen Vogel) will dem durch ein Experiment auf den Grund gehen. Er fördert die Disziplin in seiner Klasse, macht sich selbst zur Leitfigur. Die Schüler reagieren außerordentlich positiv, sind begeistert dabei und kommen bereits kurze Zeit später in einheitlichem weißen Hemd zur Schule um ihre Zugehörigkeit zur Gruppe „Die Welle“ zu demonstrieren. Was anfangs noch wie eine prima Sache aussieht, die den Lernerfolg und das Miteinander positiv beeinflusst, entwickelt schnell gruselige Züge. Außenseiter werden gedrängt, beizutreten; das Welle-Logo wird in der Stadt an Wände gesprüht; Feinde der Welle bekommen blanken Hass zu spüren. Wenge bricht das Experiment ab, indem er seinen Schülern vor Augen führt, wie weit eine derartige Gruppendynamik und Ideologie einen treibt. Die Auflösung der Welle sorgt für Ernüchterung und Verzweiflung – ein besonders labiler Schüler zieht eine Waffe und erschießt sich selbst.
[youtube eMVMIHoyFXg] Trailer zu Gansels „Die Welle“Ein mitreißender Film, der Gänsehaut macht und natürlich wieder für wissendes Nicken sorgt. Klar. Die Deutschen können einfach nicht anders, wa? Interessant vor diesem Kommentar wäre die Information, dass das ursprüngliche Experiment mit dem Titel „The third Wave“ von einem Lehrer namens Ron Jones 1967 in Kalifornien durchgeführt wurde. Alle „Die Welle“-Verfilmungen basieren auf diesem realen Vorfall, der glücklicherweise im Gegensatz zum neuen Film nicht mit einem Toten endete.
Übrigens ging letzten Sommer die Nachricht durch die Medien, das ein ähnliches Experiment an einer texanischen Schule aus dem Ruder lief.
Man sollte daraus schließen, dass Rassismus eben nicht einfach typisch deutsch ist und auch nicht immer nur „Judenhass“ oder „Ausländerfeindlichkeit“ bedeutet. Rassismus ist etwas, das in jedem von uns steckt und genau dann anfängt, wenn wir uns selbst, aus welchem Grund auch immer, für besser oder wertvoller als andere Menschen halten.
marco
23. Juni 2008 at 19:07
> Man sollte daraus schließen, dass Rassismus eben nicht einfach typisch deutsch ist und auch nicht immer nur “Judenhass” oder “Ausländerfeindlichkeit” bedeutet. Rassismus ist etwas, das in jedem von uns steckt und genau dann anfängt, wenn wir uns selbst, aus welchem Grund auch immer, für besser oder wertvoller als andere Menschen halten.
Volle Zustimmung! Seh ich haargenauso!
Johanna
9. Februar 2010 at 20:59
Stop mal grade .. der Film “ Die Welle“ basiert zwar auf einer wahren Begebenheit, aaaaaber dieses Experiment von dem gresprochen wird, wurde damals in Amerika durchgeführ und nicht hier un Deutschland. Also kann man nicht sagen „Aha, die Deutschen können nicht anders!“
Außerdem hab en sich die Filmemacher einige künstlerische Freiheiten gelassen. Zum Beispiel hat sich der Junge am Ende des Filmes im wahren Leben nicht erschossen. Ich hab das original Buch von dem Lehrer gelesen und auch in einem Interview wuder gesagt, dass das hinzugedichtet wurde !