Mal im Ernst, wenn man an die japanische Gesellschaft denkt, erinnert man sich zuerst mit sorgenvoll gerunzelter Stirn an den übermüdeten Japaner mit nur einem Urlaubtag pro Jahr, der soviel schuftet und unter so hohem Leistungsdruck steht, dass viele Schüler sich schon in jungem Alter in Selbstmordversuchen üben. Und als wäre das nicht genug, lebt der Japaner in einer Sardinendose von Wohnung, die von einer französischen Premier-Ministerin anschaulich als „Kaninchenstall“ beschrieben wurde.
Selbstverständlich sind die Lebensbedingungen in Japan deutlich schlechter als hier in Deutschland. Tatsache ist, dass in Japan 126 Millionen Menschen auf einem sehr kleinen Gebiet zusammen leben. Das kommt daher, dass aufgrund von Wäldern, Gebirgen und anderen nicht bewohnbaren Gegenden das tatsächlich beziehbare Territorium recht klein ist. Logisch, dass sich die vielen Menschen dann in diesem Territorium (vorwiegend den Küstenregionen) regelrecht türmen. Damit das Zusammenleben auf so engem Raum gut funktioniert, ist natürlich Disziplin und respektvoller gesellschaftlicher Umgang miteinander vonnöten. (Das dürfte die so gut bekannte Höflichkeit der Japaner erklären.)
Und was hat es jetzt mit den unmenschlich harten Arbeitsbedingungen in Japan auf sich? Offiziell arbeiten Japaner 1930 Stunden im Jahr, in Deutschland sind es vergleichsweise rund 1620 Stunden. Der Japaner arbeitet also knapp 1,3 Stunden mehr am Tag als unsereins. Woher das kommt? „Rangniedere“ Japaner dürfen erst nach ihren höher gestellten Kollegen nach Hause. In einem großen Betrieb mit vielen kleinen Mitarbeitern wird also der Chef nach Hause gehen, dann höhere Verwaltungsangestellte und dann erst die Mitarbeiter. Durch diese gesellschaftliche Üblichkeit sammelt sich natürlich einiges an Mehr-Arbeiszeit sowie Überstunden an.
Mehr dazu im zweiten Teil.