Lehmhäuser sind in Asien immer noch weit verbreitet – ob in Indien, Thailand, Sri Lanka oder Indonesien. Ein großer Teil der Bevölkerung ist arm und kann sich schlicht keine bessere Wohnung leisten, etwa in einem der gläsernen Wolkenkratzer. Allzu viel ist nicht nötig, um ein Lehmhaus zu bauen – lediglich Kenntnisse über die traditionelle Architektur Asiens und die Bauweise der Lehmhäuser sind vonnöten. Und natürlich Lehm. Lehmhäuser in Asien sind einstöckig und besitzen keine Fenster, belüftet werden die Häuser durch die Eingangstür. Obwohl Lehm heute oft als minderwertiger Baustoff angesehen wird, sind seine Klimaeigenschaften doch bestens geeignet für das feuchtwarme Wetter in Asien.
Der Anfang vom Lehm
Die ersten Hinweise auf Lehm als Baustoff liegen weit zurück. In der Bibel ist von Stadt Jericho die Rede, wo viele Gebäude schon Tausende von Jahre vor der Geburt Christus aus Lehm gebaut wurden. Auch beim Turmbau von Babel wurde wahrscheinlich Lehm benutzt – bei Ausgrabungen wurden Lehmteile entdeckt und in den Überlieferungen wird dieser Baustoff in manchen Passagen erwähnt. Die Ägypter und Sumerer nutzten Lehm sowohl für den Haus- als auch für den Gräberbau. Die Wurzeln von Lehm als Baustoff liegen demnach in Vorderasien und im Nahen Osten. Noch weiter östlich liegt China. Und auch bei der weltberühmten chinesischen Mauer, die sich durch weite Teile des Landes zieht, wurde teilweise Lehm verwendet. Lehmhäuser in Asien haben also eine jahrtausendealte Tradition.
Erste Spuren in Europa
In Europa tauchte Lehm zunächst in Russland auf, wo vor circa 10.000 Jahren die ersten Bauten entstanden sein sollen. Auf ein Alter von 5.000 bis 6.000 Jahren werden wiederum andere Funde von Lehmbauten in Österreich geschätzt. Viele dieser Gebäude sind wahrscheinlich keltischen Ursprungs, die mit Lehm sowohl das Haus errichteten als auch den Boden (Stampflehm) ebneten. Die österreichische Kaiserin Maria Theresia (1717 bis 1780) förderte übrigens später den Baustoff Lehm durch eigene Gesetze.
Der Baustoff Lehm blickt also auf eine lange Geschichte zurück, in der auch die Verarbeitung von Lehm zu einzelnen Produkten für den Hausbau eine Rolle spielt: Lehmziegel beispielsweise, die in der Sonne getrocknet wurden. Verbreitet war auch das Einarbeiten von Lehm in Palisaden oder in Fachwerkhäusern, die sich noch heute in ganz Europa finden. Von außen bilden Holzpfosten das Gerüst, aber der Stoff, mit dem der Bau verputzt wurde, war zum großen Teil Lehm.
Bild von: Fotolia, 31371221, SSilver